Jugend Eine Welt platziert neue „Hilfe zur Selbsthilfe“ Anleihe (FEPP-Ecuador) im Volumen von 10 Mio. Euro an Wiener Börse
Ein bereits sehr erfolgreiches Projekt von Jugend Eine Welt erhält nun einen weiteren Teil. Die Pro FEPP GmbH – eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der österreichischen Hilfsorganisation – bietet ab jetzt die neue „Hilfe zur Selbsthilfe“ Anleihe für den Fondo Ecuatoriano Populorum Progressio (FEPP) zur Zeichnung an. Erstellt nach dem Vorbild der bereits erfolgreich ausgegebenen drei Don Bosco Bildungsanleihen für die Universidad Politécnica Salesiana in Ecuador, ermöglicht die Anleihe erneut institutionellen wie privaten AnlegerInnen, ihr Geld ethisch, sozial und nachhaltig zu investieren.
„Wir sind Wiederholungstäter, im positiven Sinn natürlich“, erklärt Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer dazu augenzwinkernd. Gleich wie bei den Don Bosco Bildungsanleihen dient auch die neue Anleihe dazu, eine langjährige Partnerorganisation bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen. Der FEPP ist eine der wichtigsten Organisationen zur Förderung der ländlichen Entwicklung im südamerikanischen Ecuador. Speziell die ländliche Bevölkerung wird mit Förder-Programmen und Kleinkrediten beim Aufbau einer selbständigen wirtschaftlichen Existenz unterstützt.
Zweifache Dividende
Sozial, finanziell – die „Hilfe zur Selbsthilfe“ Anleihe bietet quasi eine doppelte Dividende. Emittentin der Anleihe ist die Pro FEPP GmbH, die eigens für deren Emission und Abwicklung gegründet worden ist. Seit 12. Dezember kann die Anleihe gezeichnet werden (ISIN: AT0000A36X85). Das Gesamtvolumen beträgt 10 Millionen Euro, mit einer Stückelung von 100.000 Euro. Die Verzinsung liegt bei 5 Prozent p.a., die Laufzeit bei fünf Jahren. Die Einbeziehung der Anleihe in das Vienna MTF (ESG Segment) der Wiener Börse ist in Vorbereitung. Die eingesammelten Gelder werden direkt an den geförderten FEPP weitergereicht.
„Das ist für alle InvestorInnen, die neben einer guten Rendite auch eine positive gesellschaftliche Wirkung ihres Einsatzes erwarten, ein gutes Angebot“, so Heiserer, der Anfang der 1990er-Jahre selbst fünf Jahre lang als Entwicklungshelfer in Ecuador aktiv war. 1997 gründete Heiserer mit einigen Mitstreitern die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt, die sich seither unter dem Motto „Bildung überwindet Armut“ weltweit vor allem für Kinder und Jugendliche in Risikosituationen einsetzt. Schon bald nach der Gründung zeichnete sich ab, dass es neben der klassischen Projektförderung durch Spenden auch Angebote für alternative und nachhaltige Formen der Finanzierung braucht. 2009 wurde schließlich eine erste sozial nachhaltige Anleihe am österreichischen Kapitalmarkt etabliert.
Zukunft selbst in die Hand nehmen
In der Entwicklungszusammenarbeit ist es manchmal besser, Geld zu fairen Konditionen zu verleihen, als es „nur“ zu verschenken. Das eingesetzt Kapital bleibt in seinem Wert erhalten und steht nach Rückzahlung erneut für Projekte zur Verfügung. „Unsere Partnerorganisation FEPP setzt diesen Gedanken seit Anbeginn tatkräftig um“, sagt Chiara Gerlich, Programm-Managerin bei der Pro FEPP GmbH. Die kirchliche, von der ecuadorianischen Bischofskonferenz gestützte Einrichtung zur Förderung der ländlichen Entwicklung wurde bereits 1970 gegründet. Damals war es für die arme Bevölkerung Ecuadors kaum möglich, einen Kredit zu erhalten, geschweige denn einen leistbaren. Lediglich Kredithaie vergaben Geld zu entsprechend horrenden Konditionen – eine Situation, die mehr oder weniger bis heute besteht.
Der FEPP startete seinen Kampf gegen die Armut, indem er Kleinkredite an Bauernfamilien vergab, damit diese ihre Produktion verbessern und den Verkauf ihrer Produkte in größeren Städten organisieren konnten. Leistbare Kredite als Startkapital wurden dann an Menschen vergeben, die ein eigenes Unternehmen aufbauen, auf eigenen Füßen stehen wollten. In den folgenden Jahrzehnten setzte der FEPP hunderte verschiedene Förder-Programme für Klein- und Mittelbetriebe auf und begann auch Kredite an lokale Genossenschaften zu vergeben. Er bietet Schulungen (etwa Agrarökologie), Berufsausbildungen, Umweltprogramme, technische Beratungen und Hilfe bei Produktionsumstellungen an und stellt Betriebsmittel, Saatgut, Werkzeug und Ausrüstung und noch vieles mehr für seine „KlientInnen“ bereit. Ebenso wird der Bau von Basisinfrastrukturen wie Trinkwasser-, Bewässerungs- und Siedlungssysteme sowie die nachhaltige Produktion und Flächenbewirtschaftung unterstützt. Der solidarische und faire Handel wird mit der nationalen und internationalen Vermarktung für in Ecuador hergestellte Produkte gefördert.
Seit dem Jahr 2000 wird die Organisation als „Grupo Social FEPP“ bezeichnet und ist heute in 55 Bereichen tätig. Mehr als 150.000 Familien werden derzeit betreut – Bauern und Kleinhandwerker, darunter viele Indigene, Afro-Ecuadorianer, Mestizen und Montubios. Der Finanzierungsbereich wurde Ende der 90er-Jahre aus dem FEPP herausgenommen und zunächst in einer eigenen Kooperative verselbständigt. 2014 wurde diese in die Banco CODESARROLLO umgewandelt, die in die Grupo Social FEPP eingebunden ist. Mit rund 700 Nichtregierungsorganisationen, Genossenschaften, Verbänden, Universitäten, Unternehmen und Netzwerken in Ecuador und international wird zusammengearbeitet. Grundziel aller Aktivitäten des FEPP ist es, die Menschen in Ecuador zu unterstützen, die selbst in unterschiedlicher Form wirtschaftlich aktiv werden wollen, um ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
Invertimos en Humanidad
„Invertimos en Humanidad“ – investieren in die Menschlichkeit. „Dieser Spruch, der auch in das Logo der Banco integriert wurde, steht für die gesamte Grupo Social FEPP“, sagt Reinhard Heiserer. Die gemeinnützige Stiftung unterstützt die Menschen in ihren Bemühungen, das Leben dauerhaft und nachhaltig unter humaneren Lebensbedingungen zu ermöglichen. Das verbessert die Gleichberechtigung in Ecuador, zwischen den Geschlechtern ebenso wie in Hinblick auf die verschiedenen Ethnien und Generationen im Land. Heiserer: „Das mit einem fairen Finanzierungsangebot zu unterstützen ist für alle eine lohnenswerte Sache.“